Historie

Aus der Vereinsgeschichte
Zusammengestellt von August Moos, 1. Vorsitzender (1964)

Mit dem Leitgedanken sich selbst und das ganze Volk in bestem Gesundheitszustand zu wissen, wurde am 3. Juli 1904 im Saalbau Bank zu Steinfischbach ein Turnverein gegründet. Noch in derselben Versammlung unterzeichneten 22 Personen ihren Beitritt und wählten den Zimmermann Karl Diehl als ersten Sprechwart. Ludwig Moos und Wilhelm Volkmar übernahmen das Amt der Turnwarte und Riegenführer. Aus den Aufzeichnungen des damaligen ersten Schriftführers August Fritz ist der Beschluß festgehalten, daß sofort eingetretene Mitglieder eine Aufnahmegebühr von 1,50 Mark zu entrichten hatten. Später eingetretene Turner zahlten 3 Mark Eintrittsgeld. Dieses dürfte wohl zu erkennen geben, daß der Verein, der in der zweiten Versammlung am 21. August 1904, die im Gasthaus des August Wassum abgehalten wurde und in dieser den Namen „Einigkeit“ erhielt, von allen Idealisten getragen war. Dieses lassen auch weitere Niederschriften erkennen, wonach unentschuldigtes Fernbleiben von Versammlungen und Turnabenden sowie private Unterhaltungen und Störungen in denselben jeweils mit 50 Pfennig Strafe belegt wurde. In einer bald darauf folgenden Versammlung am 4. September1904 im Saalbau Bank wurde beschlossen, ein Abturnen unter Mitwirkung auswärtiger Vereine abzuhalten. Schon am 25. September 1904 konnte dieses Abturnen ausgetragen werden, denn inzwischen war der Turnplatz schon an der „Alte Wies“ angelegt. Auch hatte sich der Verein inzwischen einen Barren und Hanteln angeschafft. Da das Turnen aber im Winter im Freien nicht möglich war, wurde am 11. Dezember 1904 mit dem Gastwirt August Bank ein Mietvertrag abgeschlossen. Hiernach vermietete derselbe seinen Saal an den Turnverein auf die unkündbare Zeit von fünf Jahren, mit einer jährlichen Mietzahlung von 10 Mark. Die erste Generalversammlung wurde am 8. Januar 1905 abgehalten. Hierin wurde der bisherige Vorstand erweitert durch Karl Guckes als zweiter Sprecher, Karl Brand als Kassenwart und Karl Maurer als Zeugwart. Zu Beisitzern wurden gewählt August Bank und August Moos. Am 29. Januar 1905 hielt der Verein einen Theaterabend, aus dessen Erlös weitere Geräte angeschafft wurden. An den Osterfeiertagen 1905 wurde auf dem Turnplatz ein Geräteschuppen aufgeschlagen. Die Stangen hierfür wurden von der Gemeinde geschlagen, während die Bretter aus eigenen Mitteln angeschafft wurden. Am 21. Mai 1905 nahm der Verein an einem Schauturnen in Niederems teil. Da sich der Verein wiederum durch eigene Spenden eine Trommel und zwei Pfeifen angeschafft hatte, gingen einige Turner zum Erlernen der Instrumente jeden Sonntag nach Esch. Hierfür waren diese beitragsfrei. Am 16. Juli 1905 wurde in einer Generalversammlung beschlossen, die Grenze der Aktivturner von 30 auf 28 Jahre herabzusetzen. Außerdem wurde in dieser Versammlung ein Ehrengericht gewählt. Dieses Amt wurde den Turnbrüdern August Moos, Ludwig Moos, Karl Brand, Karl Moos, Fritz Diehl, Ludwig Volkmer und Karl Bietz aufgetragen. Über folgende Dinge sollte dieses Gremium entscheiden: a) 1. Verweis, b) Verweis vor versammelten Mitgliedern, c) zeitweilige Ausschließung und d) gänzliche Ausschließung aus dem Verein. Da inzwischen der Verein auch anderen Fachorganisationen angeschlossen war, wurden die beiden Sprecher jetzt Vorsitzende genannt. In der Generalversammlung am 7. Januar 1906 wurde der Vorstand neu gewählt. Neben den seitherigen Mitgliedern wurden Karl Usinger als Zeugwart und Heinrich Gruber als Jugendturnwart in den Vorstand berufen. Zur Verstärkung der Kassenlage veranstaltete man an „Kaisers Geburtstag“ einen Konzert- und Tanzabend. Im Juli 1907 wurde von unserem Verein das Gauturnfest durchgeführt. Schlechtes Wetter beeinträchtigte das Fest, so daß der erwartete finanzielle Erfolg ausblieb. Nur 56,99 Mark blieben für die Vereinskasse. Das Vereinsturnen holte man am 1. September nach. Ende dieses Jahres wurde noch eine Schülerriege gegründet, deren Mitglieder „Zöglinge“ benannt wurden. Im Januar 1909 hatte der Verein erstmals einen festeren Kassenbestand, so daß bei der Spar- und Darlehnskasse eine Einlage mit 50 Mark gemacht werden konnte. Zur Wahrung der Disziplin mußte ein Mitglied öffentlich eine Beleidigung gegen den Verein zurücknehmen. Zu Ende des Jahres 1909 hatte der Verein 49 Mitglieder. Jedem Trommler und Pfeifer, der 2 Märsche spielen konnte, wurde der volle Jahresbeitrag erlassen. Am 6. November 1910 fand die Generalversammlung im Gasthaus Krieger statt. Im ersten Weltkrieg wurde an alle einberufenen Vereinsmitglieder eine vierteljährliche Unterstützung von 5 Mark gezahlt. Turnbruder Kreusel aus Niederems hielt die Turnstunden ab. Am 9. März 1919 lud man zu einer Versammlung im Rathaus ein. Hier wurden erstmals alle Gefallenen und Vermißten des Krieges geehrt. Da fast alle Vorstandsmitglieder im Krieg gefallen waren, mußte ein neuer Vorstand gewählt werden. Im August 1919 wurde ein Preisturnen veranstaltet. Von dem finanziellen Überschuß stellte man 500 Mark für ein Kriegerdenkmal zur Verfügung. Nach dem Entwurf des Bildhauers Theodor Dätzel aus Camberg wurden in der Kirche zwei Ehrentafeln aufgehängt. Die Mitgliederzahl betrug damals 65. 1921 wurde mit anderen Vereinen zusammen der Mitteltaunusgau gegründet, der der deutschen Turnerschaft angehörte. Im Jahre 1929 wurde das 25jährige Stiftungsfest gehalten. In diesen Jahren war das Vereinsleben in voller Blüte. Alljährlich wurden mehrere Feste besucht, bei denen der Verein zwei bis drei Riegen stellte. Sehr oft konnten Turner unseres Vereins als Sieger heimkehren. Sogar auf dem Feldbergfest erzielten wir in zwei Stufen die ersten Siege. Nach 1933 kam eine Krise für den Verein. Der Vorstand mußte zurücktreten, da er nicht im Sinne der Nationalsozialisten arbeitete. In den Jahren 1934 bis 1938 litt die Vereinsarbeit, da die Jugend anderweitig beschäftigt wurde. Die dem Verein gehörenden Gerätschaften und das Barvermögen wurde der Gemeinde für die Schule übereignet. Die noch lebenden Gründer und alten Mitglieder des Vereins bedauerten dies sehr. Nach dem zweiten Weltkrieg taten sich gleich sieben junge Leute zusammen und gründeten die Sportund Spielgemeinschaft Steinfischbach. Der alte Name durfte wegen der Besatzungsmacht nicht verwandt werden. Man spielte wieder Fußball, Handball und gestaltete Gesellschaftsabende. Das Interesse für das Turnen und für die Leichtathletik fehlten noch. Es war für die Vereinsführung sehr schwer den Sportbetrieb aufzubauen. über 100 Mitglieder gehörten dem Verein an. Zu Fuß oder mit Fahrrädern wurden die umliegenden Vereine zur Austragung von Wettspielen besucht. Selbst Niederlagen im Fußball, wie 19:1 in Reifenberg vermochten nicht den Geist und die Opferbereitschaft aller Mitglieder zu erschüttern. Zur Stärkung der Kasse wurden Theaterabende durchgeführt. Am Stichtag der Währungsreform hatte der Verein einen Barbestand von 2500 Mark. Nach der Währungsreform wurde der Sportplatz hergerichtet und die Tore mit Draht bespannt. In einer Generalversammlung am 2. März 1951 wurde das Vereinsleben wieder gefestigt. Man ehrte die Gründer und knüpfte mit dem Namen „Turn- und Sportgemeinschaft 1904 e. V.“ wieder an die alte Tradition an. Der Plan der Gemeinde Steinfischbach, im Jahre 1952 eine Kulturhalle zu erstellen, wurde von dem Verein kräftig unterstützt. Alle Mitglieder verpflichteten sich zu einer unentgeltlichen Arbeitsleistung von 50 Stunden. 1953 wurde eine Gemeinschaftsveranstaltung mit den anderen Ortsvereinen durchgeführt, von deren Erlös der Bühnenvorhang angeschafft wurde. Da man damals noch nicht mit dem Aufschwung des Fußballsports auch in Steinfischbach rechnen konnte, dachte man nicht an genügenden Trainingsraum für die Mannschaften. Es ist daher zu begrüßen, daß sich die Gemeinde dazu entschlossen hat, an die Kulturhalle eine weitere Halle anzubauen. Hierfür wollen wir besonders Herrn Bürgermeister Ott danken. Unsere Jugend wird in diesen neuen Räumen die Möglichkeit finden, ihrem Sport nachzugehen. Wir hoffen, daß unsere Jugend diese Möglichkeiten nutzt.

Zwischen dem 75- und 8O-jährigen Jubiläum
Zusammengestellt von Alfred Göttlicher

In meinem Beitrag im Festbuch zum 75-jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1979 habe ich mich ausführlich zum Verhältnis Jung und Alt im Verein geäußert, und wir alle haben erfahren müssen, wie aktuell das damals Gesagte gerade in unserem Verein ist. Nun sind wieder 5 Jahre ins Land gegangen. Jahre, die auch in der Geschichte unseres Vereins ihren Niederschlag finden werden und ihre Spuren hinterlassen haben. Schöne Stunden wechselten mit weniger schönen. Starke Erfolge vermochten manchen Mißerfolg vergessen zu machen. Immer war der Verein die Sache, um die es ging, und oft wurde das vergessen. Beim letzten Jubiläum war die Meisterschaft unserer Fußballer verpaßt worden. Nach einem neuen Anfang unter der Leitung eines neuen Trainers, Herrn Hirt, wurde im darauffolgenden Jahr der Aufstieg in die A-Klasse geschafft. Auf eigenen Wunsch wechselten wir in die A-Klasse Limburg, wo wir nach dem ersten Jahr, in dem wir knapp den Klassenerhalt schafften, in den darauffolgenden Jahren eine echte Spitzenmannschaft wurden, die zweimal selbst mit der Meisterschaft rechnen durfte. Vorkommnisse, welche hier nicht besonders erwähnt werden müssen, haben dazu geführt, daß einige Leistungsträger der 1. Mannschaft den Rücken kehrten und den Verein verließen. Daß gerade in dieser Zeit unsere 1. Mannschaft unter der Leitung von Trainer Mohr noch einmal ganz vorne mitmischte, verdient Beachtung. In der laufenden Saison ist der Abstieg allerdings nicht mehr zu vermeiden und es wird hier ein Neuaufbau stattfinden, der Zeit braucht, zumal er fast ausschließlich aus der eigenen Jugend erfolgen wird. Hier wird seit Jahren sehr gute Arbeit geleistet. Unter den Jugendleitern Jürgen Grußbach und Alfred Göttlicher stellten sich immer wieder aktive Spieler als Betreuer zur Verfügung. Außer den sportlichen Erfolgen ist die Tatsache festzuhalten, daß zeitweise 5 Jugendmannschaften spielten, zum Teil in einer gut nachbarlichen Spielgemeinschaft mit den Fußballern aus Niederems. Regelmäßig im Einsatz waren in all diesen Jahren die Reserve-Mannschaft und die „Alte Herren-Mannschaft“. In unserer Turn- und Gymnastik-Abteilung wurde hervorragende Arbeit geleistet. Obwohl sich dieselbe weitgehend im Stillen abspielt, überrascht uns dieselbe immer wieder bei gesellschaftlichen Anlässen mit großartigen Programmen. Erinnert sei hier an die Partnerschaftsfeierlichkeiten mit unserer französischen Partnergemeinde. Eine kurzfristig gebildete Tennisgruppe zeigte, wie man kurzentschlossen eine Sache anpackt. Im März gegründet, im September Platzeinweihung. In Eigenleistung wurden von Laien 2 Plätze geplant und geschaffen, um die uns so mancher „Nur“- Tennis-Club beneidet. Hier war noch einmal echter Pioniergeist zu spüren. Da war nur eine kleine Gruppe, ganz auf sich allein gestellt, ohne jede Unterstützung von außen. Und gerade die Tatsache, von anderen belächelt zu werden, weckte ungeahnte Kräfte und ermöglicht eine fast unglaubliche Leistung. In ähnlichem Stil wurde der Platz zwischen Vereinsheim und Tennisplatz gestaltet, auch eine Einfriedung des Spielfeldes entstand. Alle diese Leistungen haben dazu geführt, daß unser Turn- und Sportverein Steinfischbach bei übergeordneten Stellen, Gemeinde, Kreis usw. einen guten Ruf genießt und überall mit Anerkennung und Hilfe rechnen kann. Auch dieses gilt es zu erhalten. Grillfeste, Wanderungen, Schwimm- und Saunaabende, große und kleine Reisen und Ausflüge umrahmten das sportliche Geschehen und wer erinnert sich noch, daß wir einmal mit einer Waschmaschine Funk und Fernsehen beschäftigt haben. Es ist alles zu Geschichte geworden, Gutes und Schlechtes. Was uns bleibt ist alles daran zu setzen, daß es eine Fortsetzung im Sinne dieser 8 Jahrzehnte Turn- und Sportverein Steinfischbach geben wird und zwar im Guten. Dazu möchte ich alle die es ernst meinen, aufrufen. Aus der Werbung übernommen hieße das: „Es bleibt noch viel zu tun, packen wir’s an!“